Im Gespräch mit … Lena Thyra Meyer

Lena Thyra Meyer im Gespräch, Foto von Jens W. Kock

Hier schreibt Anette Borkel:

Ich treffe Lena Thyra Meyer, eine unserer Kursleiterinnen, die auch Fortbildungen für die Sarah Wiener-Stiftung gibt, in unserer Lehrküche kurz vor ihrem Kursbeginn.

AB: Liebe Lena, schön, dass es mit unserem Treffen so kurzfristig geklappt hat. Du hast gleich deinen Kurs und kommst mit einem ganzen Rollkoffer voller Lebensmittel angereist. Damit sind wir doch eigentlich schon mitten drin im Thema.

Lena Thyra Meyer: Ja, ich freue mich auch, dass es noch geklappt hat!

AB: Auf deiner Website steht, du bist Köchin, Küchenmeisterin, Ökotrophologin, Ernährungscoach und Genussmensch. Das letzte hat mir besonders gut gefallen.

Tomate mit Messer und Gabel an der Leine, Foto: Timo Klostermeier / Pixelio.de

Tomate mit Messer und Gabel an der Leine, Foto: Timo Klostermeier / Pixelio.de

Lena Thyra Meyer: Ja, der Genuss ist für mich ganz wichtig.

AB: Du hast an der Hamburger VHS einen vegetarischen Kochklub, du reist für die Sarah Wiener-Stiftung durch die Lande und gibst Fortbildungen im Rahmen von „Ich kann kochen!“ , du gestaltest BGM Arbeitsgrupppen zum Thema Ernährung für Unternehmen, du kochst leidenschaftlich gern und gut… So eine bunte Existenz ist ja typisch für viele VHS Kursleiter*innen und ich habe mich gefragt, was du letztendlich daraus als deine Berufsbezeichnung angibst?

Lena Thyra Meyer: Das ist eigentlich ganz einfach. Im Herzen bin ich immer noch Köchin und werde auch immer Köchin bleiben. Alles andere sind Zusätze, die mich weiter qualifizieren. Deshalb hat meine Seite auch das Motto „Hör auf deinen Bauch!“

Sarah Wiener auf der Bundesfachkonferenz

AB: Dieses Motto ist bestimmt eine gute Überleitung zu Sarah Wiener. Sie wird ja als erste Fachrednerin unsere Bundestagung eröffnen. Ich weiß, dass ihr besonders die Kinder am Herzen liegen und sie deswegen mit ihrer Stiftung die Ernährungsinitiative „Ich kann kochen!“ ins Leben gerufen hat, gemeinsam mit der BARMER Krankenkasse. Worum geht es da genau?

Sarah Wiener mit Botschafterinnen ihrer Stiftung "ich kann kochen" © Sarah Wiener Stiftung | Torsten Silz/photothek.net

Sarah Wiener mit der rheinland-pfälzischen Ernährungnsministerin und Ich kann kochen!-Botschafterin Ulrike Höfken (Mitte) und Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER Rheinland-Pfalz und Saarland © Sarah Wiener Stiftung | Torsten Silz/photothek.net

Lena Thyra Meyer: Die Fortbildungen richten sich an pädagogische Fach- und Lehrkräfte, die für das Kochen mit Kindern begeistert werden sollen. Das können Mitarbeiter*innen in Kitas, Schulen, Kindergärten, Horten usw. sein, die mit 3-10 jährigen Kinder arbeiten. Mit der kostenlosen Fortbildung werden sie zu sogenannten Genussbotschafter*innen, lernen die Grundlagen zu Küchenhygiene, Küchentechniken, kindlicher Geschmacksentwicklung und probieren Rezepte auch ganz praktisch selbst. Für ihre ersten eigenen Kochprojekte können sie anschließend bis zu 500 € Starthilfe für Lebensmittel beantragen. Das Geld wird im Rahmen des Präventionsgesetzes von der BARMER zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmer*innen können also mit konkreter Unterstützung für „ihre“ Kinder direkt etwas verändern.

In der Kueche die Welt entdecken – Fachtag fuer Genussbotschafterinnen, Berlin, 10.11.2017.
Ute Grabowsky/ photothek.net

AB: Warum haben die Maßnahmen vor allem die Kinder im Blick?

Lena Thyra Meyer: Die Kindergesundheit hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Kinder lernen nicht mehr zu kochen, weil zu Hause nicht mehr gekocht wird. Sie verlieren dabei eine wichtige Alltagskompetenz und sollen hier gestärkt werden. Wir können ja nicht einfach zu den Familien nach Hause gehen. Aber in den Settings erreichen wir Kinder aus ganz unterschiedlichen Milieus und über die erreichen wir dann vielleicht auch die Eltern ….

Bildungsort Küche

AB: Ich habe bei Sarah Wiener den Ausdruck „Bildungsort Küche“ gelesen und das hat mir natürlich total gut gefallen, weil auch die VHSen diesen Ansatz haben. Wir bekommen aber manchmal gespiegelt, dass das Kochen ja reines Freizeitvergnügen sei und mit Bildung nichts zu tun habe.

Lena Thyra Meyer: Das ist doch Unsinn, über das Kochen kann man so viel lernen. Jede Sprache lässt sich dabei lernen. Lesen, Schreiben, Rechnen, ein konstruktives Miteinander beim gemeinsamen Tun, die Herkunft von Lebensmitteln, die Zusammensetzung von Inhaltsstoffen, Fingerfertigkeit und nicht zuletzt das Kochen selbst!

AB: Das sehen wir Volkshochschulen ganz genauso. Und nicht nur auf Kinder bezogen, sondern auch auf die Erwachsenen!
Lena, bist du eigentlich Sarah Wiener selbst schon mal begegnet? Sie wird unsere Tagung mit einem moderierten Gespräch eröffnen. Das ist viel lebendiger als ein Vortrag und wir können frühzeitig Kolleg*innen mit ihren Fragen einbeziehen. Kannst du sagen, was ihre Kernbotschaft ist?

Spaghetti-Nachschlag, Foto: Rainer Sturm / Pixelio.de

Spaghetti-Nachschlag, Foto: Rainer Sturm / Pixelio.de

Lena Thyra Meyer: Ich bin ihr schon öfter begegnet. Die Stiftung wird ja nicht nur mit ihrem Namen geführt, sondern in den Konzepten ist auch ganz viel Sarah Wiener drin. Der Kern ihrer Botschaft ist, dass jeder Mensch etwas Vernünftiges zu Essen auf dem Teller braucht und lernen sollte, sich das selbst zu kochen.

Geschüttelt und nicht gerührt

AB: Das passt genau zu dem Titel ihres Beitrags auf unserer Tagung Lasst uns viel mehr selber kochen! Lena, zum Schluss noch eine Frage. Ich habe ja auch die Fortbildung bei dir mitgemacht und da mussten wir alle ordentlich schütteln und das war kein Martini. Kannst du erklären, was wir da gemacht haben?

Lena Thyra Meyer: Na klar, das ist unser absoluter Renner in jeder Fortbildung. Wir machen Butter selber. Dazu braucht man frische Sahne und ein Schraubglas und wenn man dann ordentlich schüttelt, trennen sich Fett und Flüssigkeit und übrig bleiben Butter und eine Art Buttermilch. Diese Butter schmeckt einfach köstlich mit frischen Kräutern direkt auf einem leckeren Vollkornbrot.

AB: Jetzt haben wir gleich noch einen Tipp zum Ausprobieren für alle. Lena, ich danke dir für das Gespräch und wünsche dir gleich einen bestgelaunten VHS Kurs!

Beitragsbild: Anette Borkel im Gespräch mit Lena Thyra Meyer, Foto: Jens W. Kock